Erst kürzlich hatte ich es noch von der Schweizer Metalszene als ich das aktuelle NEKROPOLIS Album "The Perversion of Humanity" besprochen habe und schon liegt mir "Government denies Knowledge" derer Landsmänner REQUIEM auf dem Tisch die entgegen derer finnischen Namensvettern sich dem Death Metal gewidmet haben. Im Interview mit Ralf Winzer (Bass) und Phil Klauser (Guitar) reden die Jungs über alte Einflüsse, ihre Gedanken zu George Bush und noch vieles mehr...
Es wäre cool, wenn du uns zu Beginn etwas über REQUIEM erzählen könntet, da ihr sicherlich noch vielen unbekannt sein dürftet. Zwar gibt es euch schon seit 9 Jahren, aber viel gehört habe ich leider noch nicht von euch… Was habt ihr den seither so alles veröffentlicht? Gab’s viele Besetzungswechsel?
RALF: REQUIEM wurde 1997 von Phil Klauser (Guitars), Ralph Inderbitzin (Guitars) und dem damaligen Drummer Roger Kradolfer gegründet. Michi Kuster (Vocals), der damals noch Bassist und Sänger der Black-Metal Band MOONFOG war, kam im Frühjahr 1998 dazu. Roger Kradolfer verließ REQUIEM noch im selben Jahr die Band, da die musikalische Richtung, die wir einschlagen wollten, nicht seinen Vorstellungen entsprach. 2001 kam die erste Mini-CD „Nameless Grave“ mit Adi Fuhrer (ex-MEGORA, ex-CORRUPTION) an den Drums auf den Markt. 2003 kam dann die CD „Formed At Birth“ über Revenge Productions heraus. Auf dieser CD war bereits schon Reto Crola an den Drums, der heute noch zum Line-Up gehört. 2003 gab Michi das Bass spielen auf und konzentrierte sich nur noch auf die Vocals. Ex-MESSIAH Basser Patrick Hersche übernahm die tiefen Töne bis Ende 2004. Da er sich jedoch aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr auf die Band konzentrieren konnte, war abermals die Suche nach einem Bassisten angesagt. Ich – nebenbei auch Bassist von Uppercut – übernahm den Job und spielte auch die neue Scheibe „Government Denies Knowledge“ ein. Vorher war ich hin und wieder als Bass-/Guitar-Tech für REQUIEM und MESSIAH tätig. Im Laufe der Jahre kamen zahlreiche Gigs in der Schweiz und in Europa zustande. Unter anderem auch zwei größere Tourneen. Der Vertrag mit Massacre Records kam dann im Sommer 2005, nachdem wir auch zahlreiche andere Angebote von Labels auf die neue CD gekriegt haben. Diesen Februar werden wir erneut als Support von DISMEMBER auf Tour gehen, um unsere neue CD live zu präsentieren.
Im September 2005 ward ihr sogar mit VITAL REMAINS auf Europatour! Wie seid ihr denn zu der Ehre gekommen?
PHIL: Wir kennen die Leute von Bruchstein-Tours, die ja diese Tour organisierten, seit unserem Auftritt am “Fuck The Commerce”-Festival im Jahr 2004 sehr gut. Seither arbeiten wir mit ihnen zusammen und kriegen dementsprechend auch immer gute Tour-Angebote. Es war für uns ein absolut einmaliges Erlebnis und auch das Verhältnis unter den Bands war genial.
Als ich „Government denies Knowledge“ zum ersten Mal anhörte, hat es mich hauptsächlich an die beiden PROTECTOR Kultscheiben „A Shedding of Skin“ und „The Heritage“ erinnert, wobei mir auch oft MALEVOLENT CREATION oder stellenweise NAPALM DEATH & CARCASS (bei „Sonderkommando 12“) TERRORIZER, SODOM und alte HYPOCRISY eingefallen sind. Von welchen Bands werdet ihr den hauptsächlich beeinflusst?
PHIL: Ich sehe uns am ehesten in der Tradition von Bands wie MALEVOLENT CREATION, TERRORIZER oder NAPALM DEATH – also schneller Old School Death Metal mit Einflüssen von Hardcore und Grindcore. Man kann auch durchaus sagen, dass MALEVOENT CREATION zu unseren Vorbildern gehören... Ich habe auch schon seit Jahren sehr engen Kontakt mit ihnen – vor allem mit Phil Fasciana.
„Government denies Knowledge“ ist immerhin schon eure 3.CD. Da ich eure beiden Vorgängerscheiben „Formed at Birth“ und „Nameless Grave“ nicht kenne, würde mich interessieren, wie ihr euch in der Zwischenzeit am meisten entwickelt habt? Wo siehst du die Hauptunterschiede zur neuen Scheibe?
RALF: Hauptsächlich im Bereich Songwriting hat eine Entwicklung stattgefunden. Die Arrangements sind sehr viel ausgereifter, die einzelnen Riffs technisch sehr viel anspruchsvoller als dies noch zu Zeiten von „Nameless Grave“ oder “Formed At Birth” der Fall war. Außerdem hat das intensive Feilen am eigenständigen Guitarsound sein teil dazu beigetragen, dass Requiem heute so klingen.
Der Titel lautet (auf Deutsch) „Die Regierung leugnet Wissen“. In welchem Bezug seht ihr diesen Titel? Eher auf die Wissenschaft bezogen oder eher, dass die Regierung oftmals ohne Sinn handelt?
RALF: So wohl als auch... Wen man sich vorstellt wie viel Wissenschaftler auf der Welt sich mit zum Teil bahnbrechenden Forschungen auf dem Gebiet der Ernährung oder Gesundheit beschäftigen, ist es schon seltsam, dass eigentlich recht wenig an die breite Öffentlichkeit tritt. Zum Teil sind wohl auch einflussreiche Persönlichkeiten mit finanziellen Interessen dagegen, dass sich etwas an der Ernährungslage oder der medizinischen Situation ändert. Auf der anderen Seite drückt der Titel das aus, was schon seit jeher von Regierungen gehandhabt wird. Nämlich im Verborgenen gewisse Entwicklungen zu manipulieren, ohne dies aber öffentlich zuzugeben. Ein aktuelles Beispiel dafür wäre die BND Affäre im Zusammenhang mit dem Irakkrieg. Im Prinzip reicht es ja sich die Nachrichten anzuschauen und man hat massig Erklärungen für den Titel “Government Denies Knowledge”...
Ist das George Bush am Anfang vom Titelsong? Handelt es sich hierbei um eine besondere Rede oder habt ihr euch die nur willkürlich rausgesucht?
PHIL: Ja, das ist Mr. George W. Bush... Ein sehr guter Vertreter oder sogar Patron des Titels “Government Denies Knowledge” (grins). Es ist irgend eine Rede, wo er mal wieder behauptet, dass diverse Länder im Besitz von biologischen, chemischen und nuklearen Waffen seien und man diesen Terrorismus stoppen muss... Also einfach wieder billige Rechtfertigungen ein Land anzugreifen...
Welche Themen werden bei euch in den Texten behandelt? Themen die euch bewegen, eher persönlich sind, Alltagsgeschehen oder auch Stories die einfach nur eurer Fantasie entsprungen sind?
PHIL: Zum Grossteil sind es Themen über das globale Weltgeschehen. Ein paar Texte handeln aber auch von persönlichen Themen und Erfahrungen wie z.B. Alkoholmissbrauch (“Two Sides Within”). Natürlich sind auch ab und zu ein paar Splatterfuntexte oder mystische Lyrics ohne realen Bezug dabei. Aber prinzipiell kann man sagen die Lyrics/Songs von REQUIEM sind eine vertonte Nachrichtensendung...
Was für ein Thema verbirgt sich eigentlich hinter dem Titel „Sonderkommando 12“?
RALF: "Sonderkommando 12" war eine Spezialeinheit von jüdischen Gefangenen innerhalb eines Konzentrationslagers, welche dafür missbraucht wurden, um ihre eigenen Leute gefügig zu machen und letztendlich zu ermorden. Als Belohnung erhielten sie bessere Verpflegung und das traurige Privileg etwas länger am leben zu bleiben. Der Text ist u.a. von dem Film „The Grey Zone“ von Tim Blake Nelson.
Auf den CDs „Formed at Birth“ und „Nameless Grave“ hattet ihr auch einen Song namens „Murder U.S.A.“ mit drauf. Bezieht ihr euch hierbei auf die Kriegs-Geilheit der amerikanischen Regierung?
PHIL: Ne, eigentlich gar nicht... “Murder U.S.A.” handelt von Serienkillern. Ich hab zuhause ein Buch mit diesem Titel. Es ist ein makaberer Reiseführer durch die Vereinigten Staaten, um die Orte zu besuchen, wo die schlimmsten Serienkiller wüteten. Der Titel ist aber auf jeden Fall auch sonst sehr aktuell (grins).
Gemixt wurde das neue Album ja von Jean-François Dagenais von KATAKLYSM, was letztendlich in einem fetten Sound resultiert, ist man ja von ihm gewohnt, hehehe. Wie seid ihr mit ihm in Kontakt getreten? War er eure erste Wahl?
RALF: Ja, er war unsere erste Wahl – ein Traum eigentlich. Der Kontakt kam zustande, da unser Phil den Phil Fasciana von MALEVOLENT CREATION sehr gut kennt und wir den Sound der letzten beiden MALEVOLENT CREATIO-Alben genial finden. Phil Fasciana vermittelte den Kontakt zu Jean-François Dagenais, der sich sofort bereit erklärte die neue CD zu mischen und zu mastern. Bei einem persönlichen Treffen in der Schweiz, als KATAKLYSM gerade auf Tour war, haben wir dann mit ihm alles angeschaut und die Details besprochen. Es war eine geniale Zusammenarbeit und wir wollen auch in Zukunft mit ihm arbeiten.
Was das Mastering betriff,t bin ich etwas verwirrt… in dem Infoblatt steht, dass Jean-François auch dafür zuständig war. Auf eurer Page hingegen steht, dass dies Bernard Belley erledigt haben soll. Was stimmt denn nun?
RALF: Es war schon Bernard Belley, der sich um das Mastering gekümmert hat. Dagenais und Belley sind Partner und er mastert die meisten Produktionen von Dagenais. Auf dem Infoblatt hat sich wohl der Fehlerteufel eingeschlichen (grins).
Habt ihr eigentlich schon mal von den Finnen REQUIEM gehört, die eher dem Power Metal frönen?
PHIL: Ja, der Name ist mir ein Begriff. Allerdings habe ich von denen noch nie was Musikalisches gehört (sollte ich?). Es soll ja auch noch andere Bands mit dem selben Namen geben. REQUIEM ist demnach ein geläufiger Name im Metal-Bereich...
Im Februar geht ihr ja zusammen mit DISMEMBER auf Europatour. Freut ihr euch schon sehr darauf? Was erwartet ihr von dieser Tour?
RALF: Es ist uns eine große Ehre mit der trinkfesten, schwedischen Death-Metal-Institution DISMEMBER sowie auch DEBAUCHERY aus Deutschland und INFERNAL POETRY aus Italien auf Tour zu gehen. Ich glaube diese Tour gleich im Anschluss an die Veröffentlichung von „Government Denies Knowledge“ gibt uns die Möglichkeit, die gute Promotionsarbeit von Massacre Records noch weiter auszubauen und uns Dank dem genialen Billing einem noch größeren Publikum live zu präsentieren.
Was können wir ansonsten von euch als nächstes erwarten?
PHIL: Vorerst steht mal die Tour und die Veröffentlichung von „Government Denies Knowledge“ an. So wie es aussieht werden dann noch einige Gigs und Festivals in ganz Europa folgen... Des weiteren sind wir an einem Live-Video-Clip dran, den wir auf der VITAL REMAINS-Tour filmen lassen haben und es sind auch schon einige neue Songs bereit auf die Metalwelt losgelassen zu werden.
Any last Wordz or Greetingz?
RALF: Wir hoffen unsere neue Scheibe macht euch mächtig Spaß. Jeder der auf Bands wie MALEVOLENT CREATION, TERRORIZER oder NAPALM DEATH steht, sollte mal reinhören. Natürlich auch jeder andere...
PHIL: Besucht uns an den Konzerten, bangt euch die Rübe ab und trinkt mit uns hinterher das eine oder andere leckere Gerstengetränk. Danke SasH für das Interview.
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