REQUIEM: Ich bevorzuge Trigger
Die Schweizer Death Metaller REQUIEM haben ein Jahr nach "Government Denies Knowlege" mit "Premier Killing League" erneut ein
starkes Death Metal-Album abgeliefert, ohne dabei ihre
schweißtreibenden Live-Aktivitäten zu vernachlässigen. Somit ist es
mehr als angebracht, den umtriebigen Gitarristen Phil wieder einmal
mit einigen Interviewfragen zu behelligen. Der sympathische Schweizer
zeigt sich wie immer humorvoll, obwohl er im ersten Teil des
Interviews statt der Gitarre den Besen in der Hand hat, um den
Wohnungsputz Multi-tasking-kompetent zu erledigen...
Vampster: Seit eurem letzten Werk ist gerade mal ein Jahr
vergangen. Meiner Meinung nach war "Government Denies Knowlege" der
stilvolle Sprung aufs internationale Parkett für euch - ihr habt
massig positive Kritiken eingeheimst, es auf Poster geschafft und
schlicht eine starke Death Metal-Scheibe abgeliefert. Frage nun - hat
euch dieser Erfolg vom Vorgängerwerk beim kreativen Prozess zu"Premier Killing League" unter Druck gesetzt? Wenn ja, inwiefern?
Phil: Das ist schwierig zu erklären. Du hast Recht damit, dass "Government Denies Knowlege" ein Erfolg war - vor allem von den
Reviews und der Presseresonanz her. Der Verkaufserfolg hätte noch
einen Tick besser sein können, aber das lag wohl auch ein wenig an
der Promotion.
Uns war auf jeden Fall klar, dass wir sobald als möglich einen
Nachfolger kreieren wollten. Wir waren gerade im Songwriting-Fluss
und so war auch der Termin bei Andy Classen im Studio rasch gebucht.
Nun war der Studiotermin fix und der Stress war da, weil wir auf
dieses Datum hin mit den Songs fertig sein mussten. Am Ende war es
dann so, dass einige Riffs erst im Studio entstanden.
Ein gewisser Druck war also auf jeden Fall da. Wir wollten einen
würdigen Nachfolger machen und mehr Abwechslung in die Songs
reinbringen. Wichtig war uns auch, dass jeder Parts einbringen
konnte, die derjenigen Musik entsprechen, die er gerne selber hört.
Und trotz dieser Vorhaben stand natürlich immer die Frage im Raum:
Kommen die neuen Songs an die alten ran? Dadurch entstand schon ein
gewisser Druck, weil wir uns nicht sicher waren, ob die Qualität
stimmte oder nicht.
Vampster: Kam denn auch Druck von der Plattenfirma aus, die rasch
ein Nachfolgealbum wollte?
Phil: Nein, im Gegenteil. Wir haben uns den Stress selber
aufgehalst, weil wir den Studiotermin schon fix gebucht hatten. Unser
Label wollte lieber noch ein bisschen warten. Allerdings ist es bei
uns so, dass wir die meisten Songs komponieren, wenn es aufs Album
hingeht. Wir hamstern also nicht längerfristig irgendwelche Songs
zusammen, nein, wir geben erst dann richtig Gas, wenn wir unter
Termindruck stehen.
Vampster: Bevor wir auf die musikalischen Dinge zu sprechen kommen:
Trotz positiven Erfahrungen mit Jean-Francois Dagenais (KATAKLYSM),
der bei eurem letzten Werk hinter den Reglern saß, habt ihr dieses
Mal den Produzenten gewechselt und seid bei Andy Claasen ins Studio.
Warum habt ihr den Produzenten gewechselt? Und wieso seid ihr gerade
zu Andy Classen gegangen?
Phil: Mir persönlich war die damalige Produktion von Dagenais etwas
zu steril. Also kam schon der Wunsch auf, etwas Neues zu versuchen.
Wir hatten von der Plattenfirma aus die Möglichkeit, bei Andy Classen
ins Studio zu gehen und wir haben dieses Angebot ergriffen. Letztes
Mal war es ja so, dass wir in der Schweiz aufnahmen und sich die
folgenden Abmischarbeiten mit Dagenais auch online abspielten. Das
war mit Andy ganz anders. Wir ergriffen die Chance, einfach mal aus
der Schweiz wegzukommen und wirklich von Anfang bis Ende im Studio
dabeizusein. Das gibt schon einen ganz anderen Vibe, wenn man
zusammen ist im Studio und sich nur auf die Produktion konzentriert.
Vampster: Abgesehen von diesen räumlichen Unterschieden: Inwiefern
war die Arbeit mit Andy anders als die Studioarbeit mit Jean-Francois
Dagenais?
Phil: Andy ist locker, arbeitet sehr schnell und weiß ganz genau,
was er machen muss. Er kennt jedes Kabel und dessen Bestimmungsort.
Und eben: Wir waren gerade vor Ort, in seinem Studio, bei ihm.
Mit Dagenais war das anders, weil er ja in Kanada lebt. Also
mussten wir immer die Distanz Schweiz - Kanada überwinden, inklusive
Zeitunterschied. Wir schickten ihm also unser Material zum Abmischen,
er stellte gemischte Songs online, ich lud diese herunter und hörte
sie mir in meinem Wohnzimmer an - auch wenn es drei Uhr morgens war!
Danach teilte ich ihm die Korrekturwünsche mit. Das Ganze war
ziemlich mühsam und mein Schlaf-/Wachrhythmus litt darunter.
Vampster: Das hört sich in der Tat eher mühsam an. Kommen wir zum
neuen Album zurück: Was mich ja ungemein gefreut hat im
produktionstechnischen Sinn, ist der Verzicht auf Trigger beim
Drumkit.
Phil: Haha, es hat aber doch welche.
Vampster: Die müssen aber sehr dezent sein, wenn ich sie nicht
rausgehört habe. Wie peinlich.
Phil: Na gut, ich muss dazu sagen, dass nur die Kicks getriggert
sind. Und Andy hat ganze Arbeit geleistet und den Sound trotz Trigger
sehr dynamisch hingebracht. Erst hatten wir ja auch das Snare
getriggert, dann versuchten wir es mit Mikrophonen und es klang viel
besser. Aber eben: ganz wenig Trigger hat es schon.
Vampster: Ein getriggertes Snare finde ich schlimm, aber dass ich
den Rest nicht gehört habe...
Phil: Zeigt einfach, dass es wirklich gut gemacht wurde, haha.
Vampster: Dann ist meine nächste Frage ja beinahe schonüberflüssig: Für viele Bands gehören Trigger dazu wie das Amen im
Gebet, andere meiden sie wie der Teufel das Weihwasser. Was gab für
euch den Ausschlag dazu, wieder natürlichere Drum-Klänge zu verwenden
(abgesehen von den Kicks)?
Phil: Es klingt einfach schöner. Gerade der unsaubere Touch, den
ein Drum durch den mit Mikrophonen aufgenommenen Sound erhält, ist
reizvoll. Dieses Unsaubere ist auch mehr "Metal". Bei "Premier
Killing League" sind zwar die Blasts etwas leiser und das Snare ist
mehr im Hintergrund, aber genau das führt dazu, dass die Scheibe
natürlicher klingt als "Government Denies Knowlege", wo alles genau
gleich laut war. Wir wollten dieses Mal das Live-Feeling mehr
einfangen, benutzten auch die gleichen Gitarreneinstellungen wie auf
der Bühne und auch die gleiche Triggereinstellung für die Kicks.
Und ja, ich finde Trigger nach wie vor cool, vor allem bei
schnellen 32steln. Live können die wenigsten Mischer den Sound mit
Mikrophonen so einstellen, dass diese Parts richtig knallen.
Vampster: Gut, es hängt ja auch davon ab, ob der Schlagzeuger sein
Bassdrum richtig gestimmt hat.
Phil: Ja, schon. Aber mit Triggern erlebt man live so einfach keine
bösen Überraschungen. Natürlich kann Reto Crola (PUNISH) die Songs
auch ohne Trigger spielen. Was in Sachen Drumsound auch noch anders
ist als bei "Government Denies Knowlegde": Wir haben nichts
quantisiert. Zum Teil haben wir mit Andy bewusst gewisse Schwankungen
drin gelassen, damit das Schmutzige, Authentische besser zur Geltung
kommt.
Vampster: Waren die Drum-Aufnahmen mit Reto (PUNISH) wegen dem
Mikrophongebrauch langwieriger?
Phil: Nein, gar nicht. In vier Tagen war alles komplett, also
inklusive Aufstellen, Aufnehmen und Bereinigen. Aber solche Sachen
sind schon abhängig vom Produzenten: Wenn es einer nicht im Griff
hat, dann kann man ewigs an den Aufnahmen der Drums sitzen.
Vampster: Und was bevorzugt ihr jetzt: Trigger oder
Mikrophonierung? Oder hängt das davon ab, ob ihr live auftretet oder
im Studio neue Songs einspielt?
Phil: Ich bevorzuge Trigger, auch live. Wie gesagt ist es schlicht
einfacher. Und der, der hinter dem Mischpult hockt, kann nicht viel
falsch machen.
Vampster: Kommen wir zum Musikalischen. Ihr lasst euch auf "Premier
Killing League" meines Erachtens auf keine komischen Experimente ein,
sondern kultiviert weiterhin eure "frontal in die Fresse"-Death Metal-
Ader. War es von Anfang an geplant, geradezu dort weiterzumachen, wo"Government Denies Knowlege" aufgehört hatte oder kamen mal Pläne zu
Experimenten auf?
Phil: Nein, Gedanken an krasse Experimente kamen keine auf. Auf"Premier Killing League" haben wir etwas weniger Geblast und dafür
mehr dreckige Elemente, teilweise kommen auch schwarzmetallische und
vor allem Thrash Metal-inspirierte Parts zum Tragen. Wir wollten
etwas mehr Abwechslung statt nur ein Blast nach dem anderen. Das war
die Idee beim Ganzen.
Vampster: Der gelungene Titeltrack hat meiner Meinung nach eine
gewisse BOLT THROWER-Schlagseite. Was hält ihr vom britischen
Urgestein und hast du selber einen Albumsfavoriten aus der
Diskographie der Briten?
Phil: Nach diesem Song werden wir immer wieder gefragt, haha. Zu
BOLT THROWER: Sie sind eine absolute Macht. Sicher eine von den
besseren Bands auf diesem Planeten und wohl einer unserer
Haupteinflüsse. Unser Ziel ist seit jeher ein Sound, der aus altem
Florida Death Metal und den alten englischen Metallklängen im Sinne
von BOLT THROWER und TERRORIZER nährt. Mein Lieblingsalbum von BOLT
THROWER ist wohl "For Victory", das ist klar mein Favorit.Übrigens putze ich gerade meine Wohnung. Das ist noch
Arbeitsteilung. Also machen wir gerade ein Interview während dem
Wohnungsputz.
Vampster: Wahres Multi-Tasking also.
Phil: Genau. Nochmals zu BOLT THROWER: Wir stehen schon seit
einiger Zeit auch mit der Band in Kontakt und mögen mittlerweile also
nicht mehr "nur" ihre Musik. Du kannst ja auch noch schreiben, dass
wir keine Ideen hätten und darum überall zusammenklauen, haha.
Vampster: Na diesen Vorwurf würde ich euch nicht machen, haha.
Zurück zum aktuellen Album: Manchmal kombiniert ihr aggressives
Geshoute mit tieferen Grunzern (etwa im Opener oder in "No Means
Nothing"). Ist für beides Michi zuständig oder wer shoutet da so
aggressiv?
Phil: Michi hat sämtliche Parts eingesungen, also auch das
aggressive Geshoute.
Vampster: Und zeigt somit mehr als nur die Grunz-Facette. Auf dem
Cover von "Premier Killing League" sieht man ja einen Herrn mit
Geldkoffer, auf dem ein Dollarzeichen prangt. Das Cover scheint
weniger Collage-artig zu sein als dasjenige von "Government Denies
Knowlege". Wer zeichnete für das neue Cover verantwortlich und wie
war die Zusammenarbeit mit diesem Künstler?
Phil: Für das Cover war wieder Anthony Clarkson zuständig, wie
schon bei "Government Denies Knowlege". Dieses Mal konnte er
allerdings mehr auf die Songs eingehen, weil wir die Texte früher
hatten. Ich habe ihm dann die Texte gemailt und er hat sich davon
inspirieren lassen. Anthony lebt ja in den USA und hat auch schon
Artworks für Bands wie EXODUS und GRAVE DIGGER gemacht.
Vampster: Bleiben wir gerade beim Cover. Der Herr mit dem
Geldkoffer... Wen symbolisiert er? Ist es ein kritischer Fingerzeig
in Richtung der Mächtigen, die mit Geld die Welt regieren?
Phil: Genau, das ist es. Es geht um die Mächtigen und Hohen in der
Welt, die meinen, in der ersten Liga zu sein und sich alles nehmen
und leisten zu können. Sie scheren sich einen Scheiß um die Ärmeren.
Das Ganze hat also einen sehr sozialkritischen Hintergrund.
Vampster: Man könnte das ganze noch etwas weiterspinnen. Meine
Interpretation ginge in eine eher USA-kritische Richtung, im Sinne
von "Government Denies Knowlege" und hinter dem Rücken der
Öffentlichkeit wird mit Geld gekauft, was den Mächtigen passt und
umgebracht, wer nicht in das Schema reingehört...
Phil: Das Cover an sich geht in keine explizit USA-kritische
Richtung.
Vampster: Mich hat eben auch das Dollarzeichen darauf gebracht...
Phil: Naja, der Dollar ist eine Weltwährung, der Dollar regiertüberall. Man hätte natürlich ein Euro-Zeichen für die Alben, die in
Europa verkauft werden, drauf machen können. Und für die Schweizer
Version ein Schweizer Franken-Zeichen, damit die SVP [Schweizerische
Volkspartei; konservativ-bürgerliche Partei - Anmerkung AHD] daran
Freude hat, haha. Nein, Spaß beiseite. Das Cover ist nicht NUR USA-
kritisch, selbst wenn das meiste Übel von dort ausgeht.
Man kann das Cover jedoch auch dahingehend interpretieren, dass die
Mächtigen sogar noch das letzte aus einem raussaugen, wenn man schon
am Boden liegt. Es gibt also viele Interpretationsmöglichkeiten und
das Bild passt wirklich zu jeden Text auf dem Album.
Vampster: Kommen wir gerade zu diesen Texten. Ein Titel, der mich
gleich stutzig gemacht hat, ist "I, Terrorist". Um was geht es in
diesem Text?
Phil: Es geht um einen Terroristen. Der Text ist aus der Sicht
eines Terroristen geschrieben, wir versuchten, seine Sichtweise
darzustellen. Das heißt aber nicht, dass wir gegen oder für
Terrorismus sind. Und es heißt auch nicht, dass wir Terrorismus
gutheißen.
Vampster: Was nahtlos in meine nächste Frage überleitet. Was hältst
du von Terrorismus? Ist er vertretbar, um sich aus seinem eigenenÜbel zu befreien oder die größte Gefahr in unserer Zeit?
Phil: Er ist beides, Gefahr und Befreiungschlag. Es ist eine sehr
schwierige Frage. Bis zu einem gewissen Maß ist Terrorismus
vertretbar, weil gewisse Leute keine andere Möglichkeit mehr sehen,
sich gegen Unterdrückung zur Wehr zu setzen. Aber andererseits leiden
immer Unschuldige unter dem Terrorismus. Zum einen diejenigen, die
unterdrückt werden und sich dann nicht anders zu helfen wissen. Und
zum anderen natürlich die Opfer. Es ist ein sehr komplexes Problem.
Wäre es einfach, könnte man das Terrorismusproblem auch einfach
lösen. Aber das geht nicht.
Unsere Alben sind auf eine Art immer ein Spiegel der aktuellen
Weltsituation. Eine Art Tagessschau, bei der einige Themen
herausgepickt werden, die wichtig sind, über die man sprechen muss.
Klar hat man früher im Death Metal von irgendwelchem Gore-Zeug
gesungen. Aber mittlerweile sind einige der damaligen Phantasien
traurige Realität geworden und ich finde, dass man lieber über die
extremen Themen der heutigen Realität singen sollte, wenn man extreme
Musik macht.
Vampster: Das hat auf jeden Fall etwas. Vor allem, da durch
Wegschauen noch keine Probleme gelöst wurden. Wenn ihr von "The
System has failed" sprecht - von welchem System ist die Rede? Seht
ihr das auf einer globalen Ebene oder auf die Schweiz bezogen?
Phil: Dieser Song ist speziell. Es ist ein kurzer Grindcore-
Kracher. Wir wollen alles reinkriegen, was man reinkriegen konnte,
der Song ist eine Überdosis an Weltgeschehen. Und er ist noch in
einem anderen Sinne speziell: Er ist Jesse Pintado gewidmet und
allem, was er mit bei TERRORIZER oder auch NAPALM DEATH gemacht hat.
Er und TERRORIZER waren ein sehr großer Einfluss für uns. Darum auch
der hohe Gesang, der krank und reich an Fakten daherkommt. Das war
die Idee zu diesem Song.
Vampster: Jetzt seid ihr ja sowieso eher als kritische Zeitgeister
bekannt. Ich denke da etwa an Michis "Good night white Pride"-
Statement, über das wir schon im letzten Interview gesprochen haben.
Aber auch sonst macht ihr euch stark für diejenigen, denen es nicht
so gut geht oder welche, die unterdrückt werden. Dieses Engagement
von euch ist ziemlich offen und letztes Mal habt ihr mir erzählt,
dass ihr auch schon Drohmails bekommen habt. Hat sich diese Situation
inzwischen gebessert oder werdet ihr noch immer angefeindet?
Phil: Diese Situation hat sich eher noch verschlechtert, vor allem
nach meinem Interview im LEGACY, wo ich offen meine Meinung sagte.
Die Drohmails kommen also noch immer bei mir an, dieses Mal vor allem
aus Deutschland und aus dem englischsprachigen Raum, weniger aus der
Schweiz.
Wir wollen mit REQUIEM keine linke Politik betreiben, sondern auf
Missstände aufmerksam machen, die jeder mit einem gesunden
Menschenverstand sogleich erkennt. Ich finde auch nach wie vor, dass
Rechtsradikalismus nichts mit Metal zu tun hat. Metal war schon immer
Rebellion und eher links angehaucht, aber nicht linksradikal. Ich
selber habe nicht nur ein Problem mit Rechtsradikalen, sondern auch
mit Linksextremen und der ANTIFA. Mit den beiden Letztgenannten
deswegen, weil sie nicht mehr unterscheiden zwischen Bands, die
wirklich bedenklich sind und solchen, die es nicht sind - ich denke
da an das letztjährige IMPALED NAZARENE-Debakel und den damit
verbundenen Konzertabsagen.
So oder so wollen wir niemandem unsere Meinung aufdrücken. Aber für
mich ist auch klar: Wer extreme Politik in den Metal reinbringt, hat
den Metal nicht verstanden. Diese Vermischung von extremer Politik
und Metal wird ja auch meistens von Jüngeren betrieben, die eh keine
Ahnung haben.
Vampster: Da kann ich dir - leider - nur Recht geben. Oftmals
flüchten sich ja Bands und Musikkonsumenten in die Aussage,
unpolitisch zu sein. Dies läuft meistens darauf heraus, wegzuschauen,
wenn irgendwelche Faschos an einem Konzert aufmarschieren und zu
behaupten, gegen Rassismus zu sein sei das Ding der extrem Linken.
Was hältst du von solchen sogenannten "unpolitischen" Bands und
Konsumenten?
Phil: Es ist ein schwieriges Thema. Diese Leute sind einfach nicht
konsequent. Wenn man unpolitisch ist, hört man sich weder
linksextreme Mucke noch NSBM an. Jeder, der zuschaut, wenn Nazis am
Konzert aufkreuzen und nichts dagegen tut, ist genauso dafür
verantwortlich, wenn die Szene bergab geht. Wegschauen hat nichts
damit zu tun, unpolitisch zu sein.
Vampster: Denn wenn man wegschaut, wirds nur schlimmer... Viele
dieser Meinungsverschiedenheiten spielen sich ja auch im Internet ab.
Auch in anderen Belangen rückt Musik immer mehr in den virtuellen
Raum, man denke etwa an die ganze Download-Debatte. Siehst du das
Internet eher als Fluch oder als Segen im Sinne der Promotion etc.
für eine Band wie REQUIEM?
Phil: Für die Band ist das Internet von Vorteil. Für die
Plattenfirmen birgt das Internet wengier Vorteile und sie sind auch
selber schuld, weil sie vor Jahren nicht auf diese Entwicklung
reagiert haben. Für eine Band ist das Internet das Beste, schon nur
um der Promotion willen. Mittlerweile kann man die illegalen
Downloads nicht mehr kontrollieren und sie sind überall, das ist dann
primär das Problem der Labels. Leider fällt dieses Problem dann auch
auf (Label-)Bands zurück. Denn wenn die Plattenfirma keine Alben mehr
verkaufen kann, kriegen die Musiker auch kein Geld mehr.
Vampster: Kommen wir zurück zur realen Welt. Vor kurzem hat
Gitarrist Ralph REQUIEM aus privaten Gründen verlassen. Wie verläuft
eure Suche nach einem Nachfolger? Gibt es schon erste Kandidaten?
Oder spielst du mit dem Gedanken, allein alle Gitarrenpflichten zuübernehmen?
Phil: Jemand hat mir eine Gitarre mit zwei Hälsen geschenkt, dann
kann ich alles allein spielen, haha. Nein, im Ernst: Wir haben einige
Kandidaten, die bald bei uns vorspielen werden. Wir wollen einfach
jemanden, der zu uns passt von der Einstellung und vom Persönlichen
her. Das ist fast schwieriger zu finden, als jemand, der musikalisch
auf der gleichen Wellenlänge ist. Allerdings haben wir auch schon so
geprobt, dass ich notfalls alles allein spielen kann. Wir werden
sehen, wie sich das Ganze entwickelt.
Vampster: Zumindest im Studio kann man ja allein mehrere
Gitarristen ersetzen. Wie sieht es aus mit neuen Songs? Arbeitet ihr
bereits am Nachfolger von "Premier Killing League"?
Phil: Ich bin schon dran. Zwei Songs sind bis anhin geschrieben.
Aber ich warte mal noch ab, wie die Gitarristensuche rauskommt. Der
Vorteil bei uns ist, dass wir nicht komplett verschiedene
Melodielinien auf den Gitarren spielen. Und es kann gut sein, dass
der Bass etwas von dieser zweistimmigen Gitarrenarbeit übernehmen
wird.
Vampster: Ja, man darf die Bass-Möglichkeiten nicht unterschätzen.
Wie sehen eure Live-Aktivitäten in nächster Zeit aus? Ist eine Tour
geplant, um "Premier Killing League" zu promoten?
Phil: Wichtig ist: Wir sind nicht eingeschränkt wegen der
Gitarristensuche. Im Sommer werden wir am QUEENS OF METAL-Festival
spielen, danach absolvieren wir vier Gigs in Holland und England mit
VADER und DRAGONLORD, der neuen Band von Erik Pettersen (TESTAMENT).
Im Herbst gehen wir mit REQUIEM dann auf Europatour. Ob mit einem
zweiten Gitarristen oder allein, das sehen wir noch...
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