Der 20.02.2006 war wahrlich ein Datum, auf das ich persönlich schon stark hinfieberte.
Die BRUTAL SESSION TOUR (mit DISMEMBER, DEBAUCHERY, INFERNAL POETRY und REQUIEM) machte in Österreich halt; aber nicht nur in Wien - wie es meistens der Fall ist - NEIN, sondern auch in Treibach/Althofen, eine eher kleineren Stadt in Kärnten (A).
Zu verdanken hatten die Anwesenden dieses Ereignis einem wahren Vollblutmetaller, der ein Lokal namens 'Endorphin' betreibt, welches mir bis dato nicht bekannt war. Doch spätestens nach diesem Abend, sollten sich bleibende Eindrücke besagten Lokals in meinem Kopf breit machen.
Und hier beginnt nun ein Resümee eines Konzertabends, wie ihn wahrscheinlich DISMEMBER selbst nur noch ganz, ganz selten erleben.
Das 'Endorphin' in Treibach/Althofen ist eine sehr gemütliche Metalkneipe, mit einer eher rustikalen Einrichtung und einem Flair, aufgrund dessen man sich sofort wohlfühlen muss. Hier dröhnen aus den Boxen noch alte Klassiker der Marke Sepultura, zu Schizophrenia-Zeiten, und nicht nur die trendy Klänge von Marilyn Manson und Konsorten.
Nach einer 30-minütigen Anfahrt erreichte ich also den Ort des Geschehens und das Staunen war gross; die Lokalität besitzt nämlich weder einen eigenen Veranstaltungsraum, noch eine eigene Halle oder dergleichen.
NEIN! Mitten im Lokal sollte das Spektakel stattfinden.
Alles hat seine Vor- und Nachteile, aber an diesem Abend überwogen die Vorteile um ein Vielfaches!
Einziger Nachteil: Aufgrund der Tatsache, dass es keine Bühne 'in dem Sinne'
gab, taten sich die weiter hinten stehenden Fans natürlich etwas schwer, alles zu beobachten, aber das kann man an einem Abend wie diesem locker wegstecken.
Mit einem Fassungsvermögen von 100~150 Leuten (laut Angabe von Rüdiger, seines Zeichens Chef des Lokals) war die Kneipe natürlich im Handumdrehen voll; und was dann abging, sieht man eigentlich eher selten. Es wurde eine riesige Metalparty gefeiert, dass es sich gewaschen hatte.
Pünktlich um 20:00 Uhr machten REQUIEM aus der Schweiz den Anfang und hatten den Anheizerjob inne. Was, gemessen an den gegebenen Umständen, ein Leichtes war.
Face-to-face mit den Fans und ebenso auf gleicher Höhe, sprang der Funke schnell über und es wurde vom ersten Track an gebangt und gesungen, was die Hälse und Nackenwirbel hergaben.
Mit einem satten Death Metal, in etwas höheren Speedsphären, und derben Growls, brachten REQUIEM die Theke das erste Mal zum Wackeln. Definitives Highlight des Sets war der Rauswerfer 'Murder U.S.A.', der keine Death Metal-Wünsche offen liess und bangkompatibel ohne Ende war.
Keine 15 Minuten später, bahnten sich auch schon INFERNAL POETRY (I) den Weg durch die Menge, nach vorne zu den Instrumenten. Sänger Paolo Ojetti ist so 'klein', dass man sich wirklich schwer tat, diesen quirligen Dreadlockenträger hinter dem Mikro überhaupt ausfindig zu machen.
INFERNAL POETRY hämmerten Tracks in die freudig feiernde Meute, die mir bis dato gänzlich unbekannt waren. Eine Mischung aus Death/Black/Thrash Metal, mit Versatzstücken von System of a Down und Industrial-mässigen Einlagen ala Ministry. Der Mix, der bei den Anwesenden auf grosse Gegenliebe stiess, vermochte mich leider absolut nicht zu begeistern. Auf dem neuen Album ist das Iron Maiden-Cover, 'Fear of the dark', drauf, das INFERNAL POETRY auch live boten.
Der Stimmung sehr dienlich, keine Frage, aber meiner Ansicht nach definitiv eines der schlechtesten Maiden-Cover, die ich je gehört habe (nur Cradle of Filth's Coverversion ist noch schlimmer).
Da die Drums und der Grossteil des Equipments von allen Beteiligten - ausser Dismember - benutzt wurden, musste man auch nicht lange warten bis DEBAUCHERY sich unter das partywütige Volk mischten; und der Entertainer-Award des Abends geht ganz klar an DEBAUCHERY.
Mit brachialem Death Metal der Marke Cannibal Corpse/Six Feet Under/Torture Killer, lagen die blutverschmierten Schlächter aus Deutschland goldrichtig.
Die sarkastischen Ansagen inkl. Augenzwinkern kamen prächtig an und somit bangten alle Beteiligten, bis das Wasser an den Wänden herunter lief. Die Stimmung steigerte sich bei Tracks wie 'Blood for the blood god', 'Torture pit' oder 'Kill maim burn' bis zur Ekstase, die in einem ansehnlichen Moshpit schliesslich ihre Vollendung fand.
Und im klassischem CC-Stil, liessen es sich die Jungs nicht nehmen, den Track 'Chainsaw masturbation' den anwesenden Damen zu widmen. Was für ein Hammer-Set!
DEBAUCHERY = Genial!
Nun wurde das Schlagzeug komplett umgebaut und ein letzter, kurzer Soundcheck durchgeführt.
Nach ca. 20 Minuten war es dann soweit; das kultige Old-School-Sweden-Death-Geschwader,
DISMEMBER, legte los, als wenn es kein Morgen gäbe. Es wurde gepost, gelacht, gebangt und ein Hit nach dem anderen prasselte auf die Anhängerschaft hernieder.
DISMEMBER boten ein Best-of-Programm, das sich gewaschen hatte. Zu meinem Erstaunen verirrten sich viele alte Tracks in das Set, somit wurde gebrettert, was das Zeug hielt. Mit Tracks wie 'Soon to be dead', 'Override the overture', 'Pieces', 'Casket garden', 'Skin her alive', 'Where iron crosses grow', 'The god that never was' oder 'Trail of the dead' boten sie einen Kracher nach dem anderen! Tracks neueren Datums gliederten sich perfekt zwischen den alten Klassikern ein und auch ihr neuer Bassist machte eine ordentliche Figur.
Hier stimmte einfach alles. Während des ganzen Sets, verstummten zu keiner Zeit die 'Dreaming in red'-Sprechchöre und obwohl 'Dreaming...' anscheinend nicht im Programm vorgesehen war, liessen sich DISMEMBER trotzdem breitschlagen und Sänger Matti Kärki quittierte es mit einem grinsenden 'Ok, I see, you can?t live without!'.
Somit kehrte nach ca. einer Stunde endgültig Ruhe ein. Die Einrichtung stand noch und somit wurden alle Metalheads dieses Abends glücklich und erschöpft in die Nacht entlassen. DISMEMBER mischten sich abschliessend noch unter das Bangervolk, um bereitwillig diversen Fragen und Autogrammwünschen nachzukommen.
VIELEN DANK für diese gelungene Metalparty, die mit solch einem Line-Up ihresgleichen sucht. Auf dass noch viele solcher Metalpartys/'Konzerte' folgen mögen!!!
Randnotizen:
Im Gegensatz zu anderen Veranstaltern, die versuchen den letzten müden Euro aus den Fans zu pressen, blieben auch die Preise für alle Getränke an diesem Abend gleich! Trotz einem Konzert, wie diesem, gab es keine Aufschläge. Vorbildlich!
Der Eintrittspreis von 20,-- Euro an der Abendkasse, geht mehr als nur in Ordnung, auch das Merchandise von allen Bands lag durchaus im erschwinglichen Bereich.
Somit war das teuerste Teil des Abends wohl der Kapu-Pulli von Dismember, für den man 30,-- Euro berappen musste. (Kein Vergleich also zu anderen Bands, bei denen die normalen Shirts schon soviel kosten.)
Damit ihr euch von dem Abend ein Bild machen könnt:
Schliesst die Augen, stellt euch eure Stamm-Metalkneipe vor, vollgepumpt mit Leuten und gegenüber der Theke brettern euch Dismember auf Augenhöhe entgegen.
Unbeschreiblich!
(Grosser Dank geht an dieser Stelle nochmal an Rüdiger U. der nicht nur den grossartigen Abend zu verantworten hat, sondern der auch alle Konzertbilder zur Verfügung stellte!)
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