LIVE-REVIEW BRUTAL SESSION TOUR 2006, TUROCK, ESSEN(GER)

The Pit, by Sydney Otten - http://www.the-pit.de/

Die Veröffentlichung von "The God That Never Was", Dismembers neustem Album, das seit dem 20. Februar in den Regalen gut sortierter Plattenläden steht, animierte die Stockholmer Old School Deather, eine Europa-Tour mit drei weiteren recht bekannten Bands des Genres zu unternehmen. Mit von der Partie sind Infernal Poetry (I), Requiem (CH) und Debauchery (D). Ich wurde nun dazu berufen, dieses akustische Massaker, mit circa 500 dunklen Gestalten, am 25. Februar im Essener Turock über mich ergehen zu lassen. Von Anfang an war klar, dass mein Nacken strapaziert werden würde, doch dass dieser Tage später noch fast bewegungsunfähig war, hat man nur der Top-Qualität dieser Death Metal-Combos zu verdanken, die jeden Liebhaber dieser Musikrichtung stets dazu ermunterten, die Haare schwingen zu lassen.

Nachdem ich mich mit dieser doch herrlichen Lokalität vertraut gemacht hatte, betraten nach und nach fünf Leute die Bühne, die ihr Equipment einstellten und nach einem kurzen Soundcheck schon ordentlich die Bühne rockten. Auch wenn die fünf Leute von Infernal Poetry keine schlechte Musik gemacht haben, hatte kaum jemand richtig Lust, sich ihr Können zeigen zu lassen. Später stellte ich fest, dass diese Band, auch wenn sie Death Metal spielte, überhaupt nicht in das Gesamtbild passte, denn hier dominierte eher das Melodische und Breaks wurden im Überfluss genutzt. Des Weiteren packte sich Frontmann Paolo während des Singens notorisch an den Kopf, sodass man hätte denken können, dass der arme Paolo Epilepsie hat. Dem war allerdings nicht so und an sich war der 30-minütige Auftritt zufriedenstellend.
Die nächsten im Programm waren Requiem, die ähnlich wie ihre Vorgänger die Bühne betraten und schon derart los legten, dass sich, auch wenn diese Musikerformation nicht sonderlich bekannt ist, der ein oder andere Moshpit ergab. Mit großer Freude habe ich mir die Zwischenansagen der Schweizer anhören dürfen - einerseits aufgrund des doch belustigenden Akzents und andererseits aufgrund der Tatsache, dass diese Leute ernsthaft politischen Death Metal produzieren und die Aussagen nicht kryptisch in Metaphern darstellen. "Ihr wisst ja, wo die größten Lügner sitzen ... In der Regierung!", waren die Worte des Gitarristen, bevor der Song "Government" zum Besten gegeben wurde. Die Bühnenperformance passte perfekt und man merkte, dass die Jungs ihren Spaß hatten. Nach einer in meinen Augen sehr guten 40 Minuten langen Show verließen Requiem auch schon die Bühne und machten Platz für Debauchery.
Die psychopathischen Stuttgarter kamen dann nach einer kurzen Pause total blutverschmiert auf die Bühne, jedoch war ihnen das eigene Blut nicht genug und sie forderten mehr und zwar mit "Blood for the Bloodgod". Hier ist zu erwähnen, dass Debauchery wohl für einige der Hauptgrund war, dieses Konzert zu besuchen, denn in den vorderen Reihen ließ sich die Gefolgschaft anhand des "Chainsaw Masturbation - Fuck the Saw"-Shirts identifizieren. Die Präsenz der Band war schon fast atemberaubend, denn das, was die Jungs boten, war nicht nur ein krankes Antlitz und knallender Death Metal, sondern sie lieferten auch eine klasse Show. Frontmann Thomas wusste genau, wie er mit der Menschenmasse umzugehen hatte und animierte das Publikum zu Growls und Screams. Erster Höhepunkt Debaucherys Auftritt war das wirklich geniale Cannibal Corpse Cover "Stripped, Raped and Strangled", was einen recht großen Moshpit in den vorderen Reihen auslöste. Als zweites ist das Live-Duett mit Infernal Poetrys Paolo zu "Kill Maim Burn" zu nennen. Klasse 45 Minuten!
Nun war es Zeit für den Headliner: Dismember! Doch die Stockholmer ließen lange auf sich warten. Die Dismember-Rufe wurden lauter, das Publikum nervöser:
"Wann kommen die denn endlich?", war die Frage in aller Munde. Diese Frage wurde mit Matti Kärkis Betreten der Bühne geklärt und schon bevor ein Lied gespielt wurde, jubelten viele. Dieser Jubel legte sich jedoch, denn gegen Anfang erschienen die Jungs etwas zu routiniert und müde, doch diese Erscheinung wurde vollkommen zerstört, nachdem die Stockholmer Musikschmiede ihren Klassiker "Casket Garden" präsentierten. Auch bei einem Song ihres neuen Albums "Trail of the Dead" wurde ordentlich gebangt, doch was alles bisher Dagewesene übertrumpfte, war "Reborn in Blasphemy" und die vorangehende pathetisch-blasphemische Darstellung Jesus' am Kreuz durch Matti. Außerdem konnte Dismember das Publikum und vor allem die Frauen, welchen der Song "Skin her Alive" gewidmet war, mit einem guten Auftritt und vier Zugaben erfreuen.

Alle Bands haben eine respektable Leistung in diesem angenehmen Club gezeigt.
Immer wieder gerne!

« back